Wende in den Schlusssekunden
HANDBALL-OBERLIGA Mit offener Deckung behielt SG Auerbach/Pegnitz die Oberhand.
Harald Weidmann
Am Ende sah man auf beiden Seiten nachdenkliche Minen. Während die SG Auerbach/Pegnitz nicht mit dem Verlauf, aber mit dem Ergebnis (28:27) zufrieden sein und zwei wichtige Punkte feiern konnte, war es bei den Gästen genau andersherum.
Trainer Markus Korn und seine „Storks“ lagen gefühlt während des gesamten Spiels in Front – genau genommen waren es über die zwei Hälften verteilt etwa 40 Minuten – nur um letztlich das Nachsehen und die traurige Gewissheit zu haben, erneut mit der knappsten aller Niederlagen nach Hause fahren zu müssen. „Wir haben unsere Chance nicht genutzt“, sagten beide Trainer, wenn auch zu unterschiedlichen Themen.
Während SG-Coach Nicholas Neupert eigene Fehler bei Wechseln und taktischen Vorgaben einräumte, vor allem aber die Gelegenheit meinte, sich gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner freizuspielen, sprach Korn davon, sich für eine ansprechende Auswärtsleistung einmal zu belohnen. Mit voller Kapelle angereist – inklusive Bank waren es 16 Spieler – traf man auf einen dezimierten Gastgeber. Mit Maxim Pankraz und Thomas Raß fehlten zwei Spieler der ersten Sieben aus privaten Gründen und Jahn Attije war wegen Krankheit nicht dabei. Dafür durfte Jannis Küffner aus der Reserve erstmals Oberligaluft schnuppern, wenn auch nur auf der Bank.
Früh zeigte sich, dass die nötigen Umstellungen für Probleme sorgen würden, zumal Tim Bäßler angeschlagen ins Rennen ging und Jan Rohrbach an diesem Tag wenig Glück bei seinen Aktionen hatte. Dafür zeigte Max-Anton Seiffert im Tor eine gute Leistung, konnte aber die Fehler seiner Vorderleute oft nicht kompensieren, sodass die Gäste nach knapp sieben Minuten mit 4:1 führten. „Wieder einmal haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht und sind zu langsam ins Spiel gekommen“, sagte Tizian Podlech. „Das nimmt unserem Spiel die Leichtigkeit. Wir wissen, dass wir besser sind und mehr können, schaffen aber nicht, es auf dem Feld umzusetzen.“
Die SG kämpfte sich mühsam ins Spiel, schaffte trotz technischer Fehler und überhasteter Abschlüsse beim Stand von 4:5 und 5:6 zwar den Anschluss, lag aber in der 13. Minute wieder mit drei Toren zurück (5:8). Als David Klima mit seinem fünften Treffer das 6:8 erzielte, sah es noch nicht nach einer Wende aus, als aber Franz Lux in der 21. Minute einen 7:1-Lauf zum 12:9 beendete, keimte auf der Tribüne die Hoffnung auf, das Spiel wäre zugunsten des Heimteams gekippt. Ein vergebener Strafwurf und einige gegenseitig ausgetauschte Treffer brachten jedoch nur eine knappe Pausenführung (13:12). Wer geglaubt hatte, die zweite Halbzeit würde anders verlaufen, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Die Blau-Weißen verfielen vielmehr wieder in den Trott der Anfangsminuten. Stadeln übernahm gerne das Ruder, ließ sich auch durch eigene Fehler und zwei vergebene Strafwürfe nicht entscheidend aus dem Konzept bringen und lag nach drei Vierteln der Spielzeit scheinbar vorentscheidend in Front (18:21). Nur scheinbar, denn der Abstand hatte zwar in der 56. Minute noch immer Bestand (24:27), doch als Neupert seine Abwehr auflöste und auf offene Manndeckung umstellte, kippte das Spiel.
Auch für Korn der Knackpunkt. „Das Spiel war schon fast gelaufen, aber damit sind wir nicht klargekommen. Das lag eindeutig an der fehlenden Erfahrung.“ Dabei hatte er sein Team sofort nach dem ersten Gegentor durch Paul Neuß zur Auszeit gebeten, um es neu einzustellen. Allein, es half nichts. Kurz nach einem weiteren Tor von Neuß traf Lux zunächst zum Ausgleich und sieben Sekunden vor der Sirene zum umjubelten 28:27.
„Es ist ungewöhnlich, weil sehr anstrengend, dass man so früh auf Manndeckung umstellt. Normalerweise ist das das letzte Mittel. Ich bin umso stolzer, dass die Jungs das fast vier Minuten durchgezogen haben“, sagte Trainer Neupert. Während der MTV mit 3:11 Punkten weiterhin auf dem vorletzten Platz festhängt, setzte sich die SG (8:6) etwas vom ersten Abstiegsplatz ab. Den belegt mit der HSV Hochfranken (6:8) der nächste Gegner der Blau-Weißen.