Johannes Finck: „Ich bin der Aufgabe treu geblieben“
Johannes Finck übergibt das Traineramt bei den „Nordpfälzer Wölfen“ an Dimitri Kerber.
Fast drei Jahrzehnte war Finck nicht nur Trainer, sondern Motor für den Handball in der Nordpfalz. Er führte den TuS Göllheim, später die HR dreimal in die höchste pfälzische Spielklasse.
Während viele Mannschaften in der Handball-Pfalz auf eine zum Teil sehr lange Vergangenheit zurückblicken können, gibt es den Männerhandball in Göllheim erst seit 1981. Ein Mitinitiator damals war Johannes Finck. „In der Oberstufe auf dem Nordpfalzgymnasium hatten wir ein halbes Jahr lang Handball als Thema. Ich fühlte mich pudelwohl“, erinnert sich Finck.
Eine große Sporthalle als Glücksfall
Damals war die Göllheimer Hans-Appel-Halle gerade ein Jahr alt und ein Glücksfall, denn eigentlich war sie vom Landrat nur mit einem kleinen Spielfeld geplant gewesen. Die Verbandsgemeinde unter dem damaligen Bürgermeister und Namensgeber Hans Appel setzte trotzdem eine große Sporthalle durch.
„Ohne diese Halle wäre die Entwicklung, die wir in den letzten Jahrzehnten gemacht haben, nicht möglich gewesen“, betont Finck. Angefangen haben er und seine Mitstreiter in der C-Klasse, wo der TuS Göllheim auch jahrelang beheimatet war. „Fitness und Athletik konnten wir uns aneignen, handballspezifisch brauchten wir viele Lehrjahre, da wir keine Jugendausbildung hatten“, erklärt Finck.
Den TuS Göllheim etabliert
1996 übernahm er im Alter von 36 Jahren dann das Traineramt vom ehemaligen Waldfischbacher Regionalligaspieler Hans-Dieter Delb, nachdem er in den 80er-Jahren bereits erfolgreich als Trainer der Damenmannschaft erste Erfahrungen auf der Bank sammeln konnte.
Schon im ersten Jahr seines Herrentrainerdaseins gelang in dramatischen Relegationsspielen gegen Meckenheim der Aufstieg in die A-Klasse. Mittlerweiler gab es in Göllheim auch Jugendhandballer, die nach und nach in den Aktivenbereich rückten. So gelang es Finck, den TuS Göllheim zu etablieren.
In den Folgejahren folgten noch einige Aufstiege. Erstmals gelang 2014 der Aufstieg in die jetzige Oberliga. Das Besondere daran: Bis dahin war der Verein noch nie abgestiegen, und dieser Erfolg basierte fast ausschließlich auf Spielern der eigenen Jugendarbeit.
Zwei Jahre Auszeit
„Meine Motivation war es immer, gute Jugendarbeit im Allgemeinen, aber auch im Speziellen zu leisten. Dazu gehört, Persönlichkeit zu entwickeln sowie Selbstvertrauen und Selbstwert durch den Sport zu erfahren“, betont das Trainer-Urgestein. Der Erfolg gibt ihm Recht. Mehrere Eigengewächse schafften es in diverse Auswahlmannschaften, Torhüter Michael Hoppe sogar in die Erste Liga in der Schweiz. Nach einem Abstieg gelang es Finck, die Mannschaft wieder in die Oberliga zu führen, wo sie sich im oberen Tabellendrittel etablieren konnte.
Nachdem viele Spieler den Weg in eine höhere Spielklasse gingen, zog sich Finck 2018 für zwei Jahre als Trainer zurück, blieb aber als A-Jugend-Trainer und Sportlicher Leiter. Ein Neuaufbau musste her, da die „Nordpfälzer Wölfe“, mittlerweile eine Spielgemeinschaft aus Göllheim, Eisenberg, Asselheim und Kindenheim, bis in die A-Klasse durchgereicht wurden. Drei Jahre mit drei Aufstiegen später war die HR dieses Jahr wieder zurück in der Oberliga. Auch wenn es durch den Zusammenschluss der Handballverbände Pfalz und Rheinhessen in der kommenden Runde nur für die Verbandsliga reicht, sieht Finck den perfekten Moment gekommen, das Zepter weiterzugeben.
Stars in Göllheim
„Sportlich gesehen ist der Zeitpunkt sehr gut, da ich nochmal mithelfen wollte, zurück in die Oberliga zu kommen. Das Niveau Verbandsliga im neuen Verband ist für uns die optimale Umgebung, um uns weiterzuentwickeln“, betont Finck, der sich in all den Jahren nicht nur auf seine Trainerarbeit beschränkt hat. „Gemeinsam mit Mitstreitern der ersten Stunde wie Markus Happersberger oder Jürgen Dhom, um stellvertretend nur zwei Personen zu nennen, haben wir eine ziemlich einmalige Entwicklung, die auf eigener Jugendarbeit basiert, angestoßen“, betont der gebürtiger Biedesheimer, der einen großen Anteil des Erfolgs auch den Funktionären Adolf Lorenz, Hans-Jürgen Halbenz, Wolfgang Stark und Dieter Schott zuschreibt.
Gemeinsam mit dem Förderverein Göllheim gelang es Johannes Finck, Großveranstaltungen nach Göllheim zu holen. In den 90er-Jahren gaben sich die besten Handballer der damaligen Zeit in Göllheim die Klinke in die Hand. Die deutsche Nationalmannschaft, Russland als amtierender Weltmeister, Wallau-Massenheim als deutscher Meister spielten vor ausverkaufter Halle in Göllheim. Stars wie Christian Schwarzer, Andrej Lavrov, Volker Zerbe, Stefan Kretzschmar oder Heiner Brand schrieben Autogramme.
A-Trainer-Lizenz 2007 absolviert
Auch zwei Juniorenländerspiele holte Finck nach Göllheim. Daneben war die persönliche Weiterentwicklung ein zentraler Punkt in Fincks Trainerkarriere. Der Höhepunkt war 2007 das Absolvieren der A-Trainer-Lizenz, mit der er berechtigt ist, Bundesligamannschaften zu trainieren.
Trotz Anfragen höherklassiger Mannschaften bis hin zur Dritten Liga blieb er seinem Heimatverein immer treu: „Ich hatte immer das Gefühl, hier noch nicht fertig zu sein und wollte die Entwicklung nicht gefährden. Man kann sagen, dass ich der Aufgabe treu geblieben bin“.
In der Jugendarbeit weiter engagiert
Im Pfälzer Handballverband engagierte sich Finck zehn Jahre lang als Referent in der Trainerausbildung, beim TuS Göllheim war er mehrere Jahre Vorsitzender. Parallel zur HR agiert er beim Bundesligisten Stuttgart als Mentaltrainer, wo sein Vertrag unlängst verlängert wurde.
Auch bei der HR zieht er sich nicht komplett zurück und wird sich in der Jugendarbeit weiter engagieren. Sein Amt als Trainer übernimmt Dimitri Kerber, neuer Sportlicher Leiter wird René Bessai, und Juri Tromsdorf kümmert sich als Mannschaftsmanager um das Organisatorische. „Damit sind wir perfekt aufgestellt.“ Johannes Finck weiß seine jahrelange Arbeit künftig in guten Händen.
Text: Rheinpfalz https://www.rheinpfalz.de/loka... / Michael Hehn
Foto: Robert Paul