Bericht von ersten Lauf der Rothaus-Sommerregatta 2025
Endlich genug Wasser im Schluchsee. Endlich schönes Sommerwetter. Endlich ein schöner gleichmäßiger Staumauerwind. Und jetzt, am 7. September (!!) endlich ein erster Lauf der bislang ins (nicht vorhandene) Wasser gefallenen Rothaus-Sommerregatta. Die Vorfreude der Segler war am Sonntagmorgen allenthalben spürbar. Zu lange hatte wir in dieser vermaledeiten Saison auf akzeptable Bedingungen zum Segeln warten müssen. Vor allem die Kielboot-Segler hatten aufgrund des historisch niedrigen Wasserstandes schon fast alle Hoffnung fahren lassen müssen, ihr Boot in diesem Jahr noch auf dem See bewegen zu können.
Aber dieser rundum schöne Sonntag entschädigte ein Stück weit. 25 Teams fanden sich mit ihren Booten an der Startlinie ein, das ist eine stattliche Zahl, denn noch sind einige Segler andernorts in den Sommerferien.
Der Start bei der Sommerregatta ist immer eine etwas delikate Angelegenheit. Zum einen ist die Startlinie bei 25 Teilnehmenden recht knapp bemessen. Zum anderen sind sehr unterschiedliche Bootstypen mit völlig unterschiedlichem Reaktionsverhalten am Start, und auch die Regelkenntnis und Regattaerfahrung der Segler ist höchst divers, um es diplomatisch auszudrücken. Man ist gut beraten, lieber vorsichtig zu starten und auf eine Pole Position am bevorzugten Linienende zu verzichten, statt sich womöglich in eine Kollision verwickeln zu lassen. Diesmal ging der Start ohne größere Probleme vonstatten, auch wenn einige Teilnehmer unfreiwillig das Feld von hinten aufrollen mussten.
Der Wind wehte mit fünf bis acht Knoten sehr regelmäßig aus Südost, das ist bekanntlich am Schluchsee die mit Abstand beste Windrichtung. Diesmal ging es also weniger um (Wind-)Taktik als vielmehr um Bootsspeed und optimale Höhe am Wind sowie optimale Tiefe auf dem Downwindkurs. Entscheidend ist dabei nicht die Bootsgeschwindigkeit durchs Wasser als solche, sondern die so genannte VMG (Velocity Made Good). Damit ist die virtuelle Geschwindigkeit zur Luv- bzw. Leetonne gemeint. Wer keine vernünftige Höhe läuft, kann noch so schnell unterwegs sein, er oder sie wird hinter langsameren Booten, die einen direkteren Kurs segeln, an der Tonne ankommen.
Leider ist es mit der VMG in der Theorie einfacher als in der Praxis, insbesondere auf dem Downwindkurs, wo weder langsames Auf-Tiefe-Fahren noch leichtes Anluven zugunsten mehr Geschwindigkeit immer das passende Erfolgsrezept sind. Zumal der Kurswinkel zum wahren Wind für optimale VMG von Bootstyp zu Bootstyp unterschiedlich ist und wechselnde Windbedingungen ebenfalls nach Kursanpassungen verlangen. Selbst erfahrene Segler haben am oftmals launischen Schluchsee ihre Probleme, den schnellsten Weg zur nächsten Tonne zu finden.
In der Praxis sah es dann bei der Sommerregatta wie meistens so aus, dass die langsameren Boote platt vor dem Laken direkt zur Leetonne drifteten und dabei ihre optimale VMG erzielten, während die schnelleren Boote wie der 49er, der International 14 und der F16-Katamaran mit ihren Gennakern in die Ecken heizen und dort jeweils halsen mussten. Große Ausnahme war die Streamline, die diesmal platt vor dem Wind fuhr und dabei erstaunlich gut abschnitt. Erwartungsgemäß waren alle letztgenannten schnellen Boote nach einer guten Stunde Renndauer als Erste im Ziel, doch aufgrund ihrer niedrigen Yardstickzahl wurden sie dann in der Gesamtwertung zurückberechnet. Yardstickregatten können ganz schön grausam sein. Allerdings auch für langsame Boote, etwa wenn der Wind abstellt, wenn die Schnellen schon im Ziel sind. Dies war diesmal aber nicht der Fall.
Sieger des ersten Laufes wurde Roland Koch, der seine Melges 14 sehr souverän und fehlerfrei bewegte und zudem genau den Designwind für sein Boot antraf. Mit Designwind ist jene Windstärke gemeint, bei der ein bestimmter Bootstyp in Relation zu anderen am schnellsten ist. So haben zum Beispiel Trapezboote und Katamarane in der Regel einen etwas höheren Designwind, weil sie ihren Vorteil erst bei Wind von über acht Knoten ausspielen können. Auf dem zweiten Platz folgte Christian Stock, der sich beim ächzenden Ausreiten auf seinem Ponant dringend einen Vorschoter fürs Trapez gewünscht hätte. Auf den dritten Platz kam Clara Brenner mit ihrer Europe, womit sie die Segeljugend einmal mehr sehr erfolgreich bei der Sommerregatta repräsentierte.
Es war ein wirklich schöner Sommerregattalauf, hoffentlich geht es im verbleibenden Rest der Saison so weiter. Verdient hätten wir es allemal nach unserem monatelangen Verzicht auf unseren geliebten Segelsport.
Christian Stock